Samstag, 7. August 2010

Ich freue mich

Wie oft am Tag sagt man das?
Ich freu mich, Dich zu treffen, mit Dir zu telefonieren, Dich gesehen zu haben, an einem Ereignis teilgenommen zu haben, auf Weihnachten, Geburtstag und und und....
Die meisten tun dies auch und können sich nicht vorstellen wie es ist, keine Freude zu empfinden. Man sagt es wie gewohnt, auch weil es von einem erwartet wird, aber man fühlt nichts- jedenfalls keine Freude.
Es geht auch nicht, denn der Schmerz in einem drin ist so übermächtig, dass für nichts anderes Platz ist, man kann es sich wie eine Schraubzwinge vorstellen, oder wie einen Rucksack voller Steine, der einem die Luft abdrückt- und ein Rucksack ist es letztendlich auch.
Alles, was man nicht verarbeitet hat oder nicht verarbeiten will, Sorgen, Ängste, Probleme...alles wandert hinein, jeder trägt so einen Rucksack mit sich herum, keine Frage, aber nicht alle bekommen Depressionen, warum nicht?
Mit Depressionen umgehen ist schwer, für einen selber und auch ganz schlimm für die anderen. Familienmitglieder können nicht verstehen, wieso man mit einem Mal Löcher in die Luft starrt, in Tränen ausbricht, sich einschließt, abkapselt, nirgendwo hingeht oder einfach nicht mehr spricht, ich fühlte mich immer unverstanden und nicht für voll genommen ( die spinnt doch), Außenstehende merken nichts, als Depressionkranker wird man zum perfekten Schauspieler, wenn es wirklich mal nicht geht, denken die anderen nur:" Man ist die zickig heute", man lässt nicht zu, dass andere erkennen wie schlecht es einem geht, versucht man drüber zu reden, heißt es nur:" Das wird schon wieder", bei meinen Kollegen und den Kunden hieß es immer: Die ist immer nett und lacht viel....aber um welchen Preis.
Der ganze Druck in einem lässt einen nicht denken, es wird einem unmöglich Termine einzuhalten, sich zu disziplinieren und zu konzentrieren, man funktioniert nur nach außen ( allerdings auf Sparflamme ). Man fühlt sich wie tot, verursacht Hunger oder Schmerzen, um etwas anderes als den Druck zu spüren, um zu fühlen, dass man noch lebt.
Man erlaubt sich nicht, glücklich zu sein. es gab 2 Ereignisse, die bei anderen höchste Glücksgefühle auslösen, der Heiratsantrag meines Mannes und die Hochzeit, ich habe beides wie unter einer Käseglocke erlebt und dabei hatte ich es mir so gewünscht. Man findet immer das Haar in der Suppe, kann nichts genießen und es ist ganz normal, wenn einem etwas Schlechtes passiert.
Wenn ich heute zurück denke, weiß ich, dass ich schon lange Depressionen hatte, wann ich es merkte, erzähle ich nächstes Mal. Nur soviel: Auslöser war nur ein ( zugegebenermaßen blöder) Witz.
Und wenn ich heute sage, ich freue mich, meine ich es auch so, jetzt kann ich es nämlich wieder!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen