Samstag, 29. Januar 2011

Meine "Aufreger"

Einen Satz höre ich immer wieder: Es ist ja ein Wunder, dass es Dich noch gibt.
Ja hallo? Natürlich gibt es mich und wird es mich auch geben, aber für andere Leute sind Depressionen gleichbedeutend mit lebensmüde. Es scheint so, dass es zum guten Ton gehört, als Depressionskranker Suizidgedanken zu haben, schlimmer noch, es wird quasi erwartet!
Als wenn es einem noch nicht schlecht genug geht, komm jetzt noch der Makel hinzu nicht genug "Arsch-in-derHose-zu-haben", man hat quasi die Verpflichtung dazu. Man ist ja krank und dem Allgemeindenken nach muss es einfach sein, ohne solche Versuche - keine Depression...die hat doch nichts, die hab ich neulich noch laufen sehen, bedeutungsvolle Blicke....Simulant!
Ich habe schon Anrufe bekommen, die Stimme der Anrufer leidend, sollte wohl mitfühlend sein." Ich wollte mal hören, ob es Dich noch gibt...!" Es regt mich so auf.
Man kann durchaus normal mit mir sprechen, ohne diesen behutsamen, mitfühlenden und meist falschen Unterton, wer mich etwas fragt bekommt Antwort, wer wirklich Interesse zeigt bekommt sogar ein ganzes Gespräch.
Ein zweiter Aufreger ist meine Rente. Meistens bekomme ich die Antwort: "So gut möchte ich es auch mal haben!". Dabei verschlägt es mir die Sprache, was soll so toll daran sein?
Jeder kann sich ausrechnen, dass man mit 46 Jahren nicht so viel Rente bekommt, um reich zu werden. Warum freut ihr euch nicht, dass ihr gesund genug seid, um für euren Lebensstandard selber aufzukommen, dass ihr arbeiten könnt und dürft? Dass ihr unter Leuten seid, bestimmt auch Spaß auf und an der Arbeit habt. Und ihr wollt tauschen? Im Schneckenhaus sitzen, sich schlecht fühlen, krank sein, belächelt zu werden....ihr spinnt doch!
Jeder sollte sich an seinen 5 Fingern abzählen können, dass man eine solche Rente nicht geschenkt bekommt, dass es also einen Grund gibt, weswegen dieser Mensch einfach nicht in der Lage ist zu arbeiten. Ich habe es mehrmals versucht, aber es geht einfach nicht..noch nicht, hoffe ich.
Unterm Strich möchte ich (außer wieder gesund werden) nur folgendes: Ich will kein Mitleid und keine Sensationsgedanken, ich tue mich dabei schwer, Hilfe anzunehmen, freue mich aber über jedes ernstgemeinte Angebot und über echtes Interesse. Manchmal brauche ich ein offenes Ohr und manchmal auch eine Schulter...und manchmal muss man lange darauf warten. Meistens kommt so etwas ganz unerwartet, das ist dann am schönsten. Und leider war ich schon oft enttäuscht, weil ich Hilfe erwartet habe, die aber dann ausblieb.
Durch die ganzen Umstände in letzter Zeit ging es für mich wieder ein paar Schritte zurück, ich bin wieder an einem Punkt wo ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen muss, denn von alleine komme ich da nicht raus. Der Gedanke nimmt mich ziemlich mit, ich war schon so gut davor, aber im Moment geht nichts mehr. Immerhin bin ich in der Lage diese Hilfe anzunehmen.
Und irgendwann ist alles gut!

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